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Audio: Lockere Zungen am Feuer

Video: Historiker:innen ergänzen

Soldaten kämpften nur bei Tageslicht, was machten Sie danach?

Nach dem Gefecht

Trinken, singen, fluchen, scherzen, plündern

Im Sonderbundskrieg wurde nur bei Tageslicht gekämpft. Nach Anbruch der Nacht ruhten sich die Soldaten aus und verpflegten sich. Die höheren Militärs nutzten die Zeit, um zu reorganisieren, den Überblick über Verluste zu gewinnen und das weitere Vorgehen zu planen.

Vor dem Gefecht am 23. November 1847 befanden sich die Sonderbundstruppen in dieser Gegend. Als der Krieg entschieden war, hielten sich die Tagsatzungstruppen in Honau und Gisikon auf. Die Soldaten tranken, sangen und fluchten am Feuer. Honau zählte zu dieser Zeit rund 120 Personen und wurde Lagerstätte von Tausenden von Männern.

General Dufour war es wichtig, dass die Soldaten nicht plünderten und sich gesittet verhielten. Dennoch kam es zum Marodieren. Der damalige Rooter Pfarrer Egli notierte die Schäden der Umgebung. Geraubt wurden Esswaren, Kleider, Küchengeschirr oder Bettwäsche. Vereinzelt wurden Fenster und Türen eingeschlagen. Nicht auszuschliessen ist auch, dass es zu Vergewaltigungen kam.

Die Unterkünfte variierten je nach Standort, eine einheitliche Regelung gab es nicht. Überliefert sind Klagen über frostige Nachtlager, mangelnde Verpflegung und Unterbringungen in Bauernhäusern. Fest steht, dass gerade Frauen mit den Einquartierungen stark belastet waren. Während die Soldaten oftmals ihr Lager draussen aufschlugen, wollten die Offiziere ein Bett.

Hauptmann Würzer hielt zehn Jahre nach dem Krieg seine Erinnerungen an das Nachtlager in Gisikon fest, als die Tagsatzungstruppen sich nach dem siegreichen Gefecht ausruhten:
«Kameraden, noch ein Blick im Geiste auf das Leben und Treiben am Abend des 23. auf den 24. November: Seht die von Geschützkugeln durchlöcherten Gebäude, die im Tode beisammenschlafenden Kanoniere, die vernagelte Kanone in Gislikon, die an mehreren Punkten, selbst auf dem Lagerplatz auflodernden Flammen, die Lagerfeuer, das Fluchen und Toben, das Singen und Scherzen, das Lachen und Braten und das Saufen und Marodieren auf dem Biwakplatz. Interessantes, aber trauriges Schauspiel!»

Nachweise und Literaturtipps

Bossard-Borner Heidi, Interview vom 2. Dezember 2022 mit dem Büro für Geschichte.

Elgger Franz von Schaffhausen, Des Kantons Luzern und seiner Bundesgenossen Kampf gegen den Radikalismus vom 8. Dezember 1844 bis 24. November 1847 und mein Antheil an demselben, 1850, siehe insbesondere S. 377.

HLS, Honau: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000620/2004-12-29/

Gemeindearchiv Hundwil, Homdwiler Blättli von 1997, Erinnerungen vom Hauptmann Würzer, S. 18.

StALU, PA 285/1163, Lütolf Konrad, Pfarrgeschichte von Root Festschrift zur II. Jahrhun-dertfeier des Bestandes der Pfarrkirche, Root 1908.

Troxler, Walter, So gestochen wie geschossen, Inwil 2022

Tanner Jakob, Interview vom 9. November 2022 mit dem Büro für Geschichte.

Bildnachweise

Abb. 1: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-144729, Federzeichnung auf Papier, laviert, Zeichner wohl Friedrich Schönfeld, um 1847.

Abb. 2: Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung, Lithographie, Carl Steinhäuslin, zwischen 1847 und 1854, Gefecht während dem Sonderbundskrieg nähe Gisikon (vermutlich Honau).

Abb. 3: Schweizerisches Nationalmuseum, BS-1917.233.5, Lithographie, Erinnerungen an den Sonderbundskrieg, Herstellung E. Rittmeyer, um 1847.

Abb. 1: Die Szene zeigt die Tagsatzungstruppen als wilden Haufen. Dieses Verhalten widersprach Dufours Befehl, Alten, Frauen und Kindern besonderen Schutz zu gewähren. Er wollte unter anderem Racheakte vermeiden und das friedliche Zusammenleben nach dem Krieg sicherstellen. Im Hintergrund ist der Pilatus erkennbar. Links im Bild reisst ein Soldat eine Frau an sich. Nahrungsmittel werden aus dem Haus genommen.

Abb. 2: Dieses Bild heisst zwar «Gefecht der Division Ziegler bei Gislikon», jedoch ist die St.-Eligius-Kapelle von Honau dargestellt.
Vorne im Bild liegen Kanonenkugeln. Solche finden sich noch heute in den Haushalten in der Region.

Der Rooter Pfarrer Jost Egli hielt 1847 zu den Schäden in der Nachbargemeinde fest:
«[…] im Hause des Melch Kost in Gisikon [wurde] nicht nur alles Bewegliche geraubt, sondern was nicht genommen werden konnte, alles sammt Thüren und Fenster zerschlagen und zerstört.»

Abb. 3: «Erinnerungen an den Sonderbundskrieg», Lithografie von 1848. In der Mitte ist ein Lagerfeuer mit Soldaten dargestellt. Vermutlich handelte es sich um eine offizielle Lagerküche. Darunter ist die Getreidelieferung eines Bauern zu sehen. Links in der Mitte ist ein Nachtlager festgehalten, wohl in einem Stall. Ob diese Darstellungen den Tatsachen entsprechen, ist nicht klar.

Tafeltexte & Bilder

Nachweise und Literaturtipps

Bossard-Borner Heidi, Interview vom 2. Dezember 2022 mit dem Büro für Geschichte.

Elgger Franz von Schaffhausen, Des Kantons Luzern und seiner Bundesgenossen Kampf gegen den Radikalismus vom 8. Dezember 1844 bis 24. November 1847 und mein Antheil an demselben, 1850, siehe insbesondere S. 377.

HLS, Honau: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000620/2004-12-29/

Gemeindearchiv Hundwil, Homdwiler Blättli von 1997, Erinnerungen vom Hauptmann Würzer, S. 18.

StALU, PA 285/1163, Lütolf Konrad, Pfarrgeschichte von Root Festschrift zur II. Jahrhun-dertfeier des Bestandes der Pfarrkirche, Root 1908.

Troxler, Walter, So gestochen wie geschossen, Inwil 2022

Tanner Jakob, Interview vom 9. November 2022 mit dem Büro für Geschichte.

Bildnachweise

Abb. 1: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-144729, Federzeichnung auf Papier, laviert, Zeichner wohl Friedrich Schönfeld, um 1847.

Abb. 2: Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung, Lithographie, Carl Steinhäuslin, zwischen 1847 und 1854, Gefecht während dem Sonderbundskrieg nähe Gisikon (vermutlich Honau).

Abb. 3: Schweizerisches Nationalmuseum, BS-1917.233.5, Lithographie, Erinnerungen an den Sonderbundskrieg, Herstellung E. Rittmeyer, um 1847.